How-to-Produktfotografie oder Produktfotografie für absolute Einsteiger

Alexandra ist die Frau, die mit ihrem Etsy Shop mypinchofsalt.etsy.com die Meeresbrise nach Österreich, oder an deinen Arm holt. Sie hat die Kniffe der Produktfotografie raus und ihre besten Tipps für Dich zusammengefasst, damit Deine Produktfotos auch schon bald so schön sind, wie ihre.

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Seit einer knappen Woche läuft der Etsy Resolution Workshop nun schon und im Forum der dazugehörigen deutschsprachigen Facebookgruppe, die mittlerweile über 1600 Mitglieder zählt, wird eifrigst diskutiert. Etsy Resolution richtet sich vor allem an jene, die mit einem Etsy Shop 2016 neu durchstarten wollen, aber auch an alle, die aus ihrem bestehenden Shop nochmal das beste herausholen wollen, um ihre Verkaufszahlen zu steigern und ihrem Shop den letzten Schliff zu geben.

Aufgabe Nummer 1: Mache dein erstes Produktfoto.

Boom! Jeder der online seine Produkte verkaufen möchte, muss sich zwangsläufig damit beschäftigen, wie man Dinge, die man mit viel Liebe und Leidenschaft hergestellt hat, ins rechte Licht rückt. Keine leichte Aufgabe wenn man bedenkt, dass gute Fotografie ja nicht etwas ist, was man so schnell mal nebenbei lernt, sondern ein Beruf. Bloss: Bei Etsy bist du alles in einer Person – dein eigener CEO, Designer, Marketingbeauftragter und eben auch Fotograf.

Ich selbst beschäftige mich schon seit vielen Jahren mit Fotografie, und so wie viele, die jetzt im Rahmen von Etsy Resolution am Anfang stehen, bin auch ich einmal ganz am Anfang gestanden. Blende, Belichtungszeit, ISO und Tiefenschärfe waren für mich Fremdwörter und ich habe mit mehr oder weniger grossem Erfolg versucht, schöne Bilder zu machen. Wenn ich mir heute meine ersten Gehversuche mit der Kamera anschaue, muss ich lachen. Die Bilder von damals sind für mich definitiv nichts, was ich gerne herzeige. Mittlerweile bin ich in der glücklichen Situation, dass mein Freund und gleichzeitig auch Liebe meines Lebens selbständiger Sport- und Aktionfotograf ist und mich in vielen Situationen gecoacht hat. Und ich kann euch sagen, ich habe gelitten. Schließlich hört niemand gerne Kritik. Aber: Das gehört dazu! Und es ist ja auch noch kein Meister vom Himmel gefallen.

So here we are!

Nummer 1 – MACH PLATZ FÜR DEIN PRODUKT

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Lass deinem Produkt Luft zum Atmen!

Du gibst dir viel Mühe dein Produkt herzustellen, gib ihm auch auf dem Foto Luft zum Atmen! Einer der häufigsten Fehler ist dem Produkt nicht genügend Raum zu geben. Fotografiere dein Produkt mit ringsum genügend Abstand zum Rand, du kannst das Bild in der Nachbearbeitung noch immer zuschneiden. Gibst du deinem Produkt nicht genügend Raum, so wirkt es erdrückt. Wenn du das Gefühl hast, es ist genug Platz, dann gib noch mal ein bisschen was ringsum dazu, dann bist du auf der sicheren Seite.

Nummer 2 – DAS WIRR-WARR MIT DEM HINTERGRUND

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Wähle den richtigen Hintergrund

Hintergrund ist nicht gleich Hintergrund. Verschiedene Produkte verlangen nach unterschiedlicher Hintergrundgestaltung. Generell gilt aber eine einfache Regel: Der Hintergrund soll nicht mit dem Produkt konkurrieren. Das, was du verkaufen möchtest soll IMMER im Vordergrund stehen! Ist dein Produkt schon sehr bunt, verzichte auf einen bunten oder stark gemusterten Hintergrund. Hast du ein filigrane Halskette, verzichte auf grobe Strukturen, in denen die Details verschwinden. Bist du dir mit dem Hintergrund nicht sicher, teste verschiedene Materialien.

Auch ein Problem mit dem Hintergrund: Versuche Platz zu schaffen zu Wänden wenn du grosse Sachen fotografierst, niemand muss auf dem Produktfoto die genaue Anzahl der Pünktchen deiner Raufasertapete zählen können. Und: wenn der Hintergrund in einer Unschärfe verschwindet, kommt dein Produkt besser zur Geltung. Ausnahmen würde ich hier nur bei Möbeln machen.

Ein Freisteller ist besser als ein schön fotografierter Hintergrund? Lass lieber die Finger davon. Freistellen erfordert gute Skills in Bildbearbeitungsprogrammen und sieht schnell schlampig aus, wenn man es nicht wirklich gut kann. Das macht nur Ärger. Investiere deine wertvolle Zeit lieber um schönere Fotos zu machen.

Nummer 3 – IM DUNKELN IST (NICHT) GUT MUNKELN

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Helligkeit lohnt sich!

Viele Bilder sind stark unterbelichtet. Trau dich mehr Licht reinzubringen! Das heißt allerdings nicht, dass du Sonnenschein und Frühlingstage brauchst, sondern ganz im Gegenteil – direktes (Sonnen)Licht sowie auch Blitzlicht sind unbedingt zu vermeiden, da sie sehr unschöne Schatten machen und das sieht dann gar nicht schön aus.

Ein bewölkter Himmel ist gut, der wirkt wie ein natürlicher Diffusor und macht das Licht weich. Auch unschöne Schatten sind hier dann kein Problem. Tageslicht ohne direkte Sonneneinstrahlung am Fenster oder der Balkontür eignet sich ebenso perfekt zum Fotografieren deiner Produkte.

Wenn du mit Tageslichtlampen oder Blitz fotografierst, kann ich dir einen Fotowürfel/Lightbox nur sehr ans Herz legen. Egal ob DIY Variante oder gekauft, das Licht ist wunderbar! Es gibt im Internet unzählige Anleitungen zum Selbermachen, oder du schaust bei einem Onlineanbieter nach der passenden Größe für dich und deine Produkte. Vergiss hier nicht Punkt 1, dein Produkt braucht Platz! Meinerseits ein klarer Vorteil für die gekaufte Lightbox, die lässt sich auch bei grossen Größen klein zusammenlegen und leicht verstauen!

Nummer 4 – SCHNIPP-SCHNAPP UND AB

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Close-Up – das richtige Maß finden.

Passt irgendwie auch zu Punkt eins, aber: Schneide dein Produkt nicht lieblos ab! Schneiden ist ok, vor allem wenn es in der Fotografie um Details geht, willst du dein Produkt aber erst mal vorstellen achte darauf, dass nicht irgendwo ein Zipfel fehlt! Das sieht unschön aus und wirkt unprofessionell.

Grundsätzlich gilt: Wenn du schneiden möchtest, dann so, dass es gewollt aussieht. Also so richtig.

Nummer 5 – ERDRÜCK MICH NICHT!

Ich weiss, Accessoires sind für viele was tolles, aber: Überlade deine Fotos nicht! Setzte dein Produkt in Szene! Ein gut fotografiertes Produkt braucht keine Blumen, Kaffeebohnen oder sonstigen Schnick-Schnack, weil das Bild sonst schnell sehr voll wird und man nicht mehr auf den ersten Blick erkennt, was du eigentlich verkaufen möchtest! Auch richtiges Styling für Fotos ist ein Beruf wie zB in der Foodphotography, wer nicht genau weiss, was er da tut, sollte deshalb besser die Finger davon lassen, weil die gut gemeinte Blume sonst schnell kitschig wirkt und unmotiviert versucht das Bild aufzuhübschen.

Nummer 6 – VOGELPERSPEKTIVE

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Ändere die Perspektive! Versuche verschiedene Einstellungen aus und lass dich dabei gerne auch von anderen Verkäufern auf Etsy oder Plattformen wie Pinterest inspirieren! Es gibt so viele wunderbare Fotos zu denen wir alle ohne Einschränkungen Zugang haben, und diese Möglichkeit sollten wir nutzen! Von oben von unten schräg von vorne offen was auch immer dir einfällt.

Nummer 7 – SEI (K)EIN PHOTOSHOPGURU

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© steffi freier | bild eins unbearbeitet | bild zwei snapseed | bild drei photoshop

Photoshop oder der Olymp der Bildbearbeitung. Es geht auch ohne – Je besser dein Produkt fotografiert ist, desto weniger Zeit musst du in die Nachbearbeitung investieren. Ich fotografiere meine Produkte schon so, dass ich in der Postproduction nur mehr Kleinigkeiten anpassen muss. Ich persönlich mache Photoshop dabei gar nicht auf. Bei mir passiert in der Nachbearbeitung in Camera RAW nur folgendes:

  1. Bildausschnitt (wenn überhaupt) minimal anpassen
  2. Weissabgleich
  3. eventuell die Helligkeit etwas nachregeln
  4. Kontrast etwas erhöhen
  5. minimal nachschärfen
  6. speichern

Grundsätzlich kann man mit einfachen Mitteln und ohne Photoshoperfahrung auch mit Apps am Smartphone oder kostenlosen Programmen zur Bildbearbeitung am PC noch vieles aus einem Bild herausholen. Je besser das Ausgangsbild, desto weniger Arbeit hinterher und desto besser das Ergebnis!

Wichtig ist, dass du bei der Aufnahme gleich auf ein paar Kleinigkeiten achtest, die dir nachher Arbeit ersparen.

  1. wähle den richtigen Bildausschnitt
  2. achte darauf, dass Linien korrekt ausgerichtet sind, dazu zählen auch Bodenleisten und ähnliches
  3. wähle die richtigen Einstellungen an deiner Kamera
  4. setzte das richtige Licht

Nachbearbeitung hin oder her: Bitte verwende keine schrägen Filter, Rahmen oder sonstige Besonderheiten die vorgeben, dein Foto aufzuhübschen, denn meistens ist hier leider das Gegenteil der Fall.

Nummer 8 – UND DAS FORMAT?

Ich empfehle mit drei Formaten zu arbeiten: Quadrat, 2:3 oder 3:4. Alle anderen Formate sehen meist eigenartig aus oder engen das Produkt ein. 16:9 oder ähnliche Formate sind für die Produktfotografie völlig ungeeignet und sollten anderen Bereichen der Fotografie wie der Landschaftsfotografie vorbehalten bleiben.

Nummer 9 – BLAU BLÜHT DER ENZIAN oder DAS PROBLEM MIT DEM WEISSABGLEICH

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Wer mit Kunstlicht fotografiert kennt das Problem. Die Fotos blühen in allen Farben eines blauen Auges, als hättest du dich am Vorabend mit deinem Nachbarn geprügelt. Keine Sorge, in der Bildbearbeitung bekommst du das meistens problemlos wieder raus! Auch hier ist als Ausgangsbasis gutes Licht wieder von Vorteil, siehe Punkt 3.

Denke daran, das farbige Flächen um dein Produkt das Licht auch farblich verändert reflektieren und sich dein Bild auch dadurch verändern kann.

Nummer 10 – KNOW YOUR GEAR!

Auch wenn du noch nie in deinem Leben eine Kamera in der Hand gehalten hast, jetzt ist der richtige Zeitpunkt! Beschäftige dich mit deiner Kamera, egal ob Spiegelreflexkamera, Kompaktkamera oder Fotohandy. Je besser du weißt, wofür welche Einstellung gedacht ist und was passiert wenn du welchen Knopf drückst wird dir sehr weiterhelfen und deine Fotos verbessern!

und last but not least – Nummer 11 – HOL DIR INSPIRATION – THE WORLD IS A BOOK!

Betreibe Betriebsspionage! Suche auf Pinterest, Instagram, Etsy oder wo sonst auch immer nach Inspirationen! Die Produktfotografie der ganzen Welt liegt wie ein offenes Buch vor dir, du musst nur darin lesen!

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Stilleben: Philip Platzer Photography

Übrigens: Stimmungsvolle Stilleben z.B. von deinem kreativen Prozess sind super für Deine „About“ Seite um deine Geschichte zu erzählen und auch als viertes oder fünftes Foto in Deiner Produktbeschreibung unterstützen sie deine Kunden bei der Kaufentscheidung!

 

Alex ist Physiotherapeutin an der Kinderkrebsstation der Universitäts-Kinderklinik in Graz und betreibt seit Mitte 2015 ihren Shop ‚a pinch of salt’ auf Etsy. Ihre Homepage findest Du hier: www.apinchofsalt.net

2 Gedanken zu “How-to-Produktfotografie oder Produktfotografie für absolute Einsteiger

  1. elephantgreenm schreibt:

    Das ist echt interessant. Ich verkaufe zwar nichts aber ich habe mich schon immer gefragt, wie man Dinge schön in Szene setzt, damit sie zur Geltung kommen. Och habe auf jeden Fall was gelernt! Weiter so:)

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